Ein Vogelnest auf dem Balkon
Hinter "meiner" Linde wurden 2 Fichten "umgelegt". Dann muss "man" sich eben andere Nistplätze suchen.
Ein Vogel liegt in einem meiner Blumenkästen und bewegt sich merkwürdig vor und zurück. Ich wundere mich. So etwas habe ich noch nicht gesehen.
Einige Zeit später begreife ich: Hier wird eine Kuhle für ein Vogelnest ausgehoben!
Und richtig: etwas später erscheint der Star oder die Amsel mit einem Schnabel voller Nistmaterial - muss ja gut ausgepolstert werden.
Die Lage des Nestes ist optimal. Der obere und der seitliche Blumenkasten geben einen guten Sichtschutz.
Die Farbe des Federkleids entspricht genau der der Blumenerde. Kann das Zufall sein? Allerdings müsste "man" dafür ein Bewußtsein haben, wie man aussieht.
Sa., 9.4.16 2.Tag
Ab morgens 7 Uhr wird das Nest massiv ausgebaut - ständige An- und Abflüge.Während die Tauben sich damit abrackern, alte Äste abzureißen,
verwendet "Birdy" frisch gerupftes Gras und Unkraut mit Wurzeln
sowie Rinde und junge Sprösslingen der Linde.
Die Lindensamen haben kleine "Propeller" und schaffen es jedes Jahr bis in meine Blumenkästen. Im Frühjahr sprießen diese Samen mit als erste. Ich sehe ein Zweiblatt-, dann ein Vierblattstadium. Danach verschwinden sie spurlos.
Jetzt weiß ich auch, warum.
Das eingebrachte Material wird mit langsamen Drehungen festgepresst -
und zwar mit ganzem Körpereinsatz!
Im Gegensatz zu den Eichelhähern gerät die Amsel bei Blitzlicht nicht in Panik -
tut ja auch nicht weh.
So., 10.4.16 3.Tag
So sieht das Nest nach 2 Tagen aus.Birdy arbeitet hier nur von den frühen Morgenstunden bis in den späten Vormittag. Wo er sich nachmittags und nachts rumtreibt, weiß ich nicht.
Ich habe die Walnuss-Fütterung bis auf Weiteres eingestellt. Wir wollen ja jetzt keine Eichhörnchen anlocken.
Ein weiteres Risiko besteht in den Elstern, die auch öfter auf der Linde sitzen.
B. futtert die angebotenen Teile eines Apfels, dann startet er mit der restlichen Apfelschale im Schnabel und bringt sie weg. Er fängt also bereits an, aufzuräumen.
Ich muss meine Jungpflanzen pikieren, es sind wieder viel zu viele gekommen. Eigentlich mache ich das nicht gerne, ich fühle mich dann wie ein "Pflanzenmörder". Doch jetzt können sie noch einen guten Zweck erfüllen. Oben rechts meine neue "Baumschule Linden".
Fuchsschwanz rot, weiß, ein paar Ranken
Ich schütte also einen Haufen Jungpflanzen direkt neben dem Nest an -
doch sie werden vollkommem ignoriert. B. entscheidet offenbar selbst,
was für das Nest gut ist und was nicht.
Von hier aus hat man einen hervorragenden Beobachtungsplatz:
Steckt unten im Rasen ein armer Wurm seinen Kopf raus, kann man sich im "Geiersturzflug" direkt auf ihn stürzen.
Birdy ist also eine Amsel. Ich habe gelesen, dass die Weibchen das Nest bauen und die Männchen einen gelben Schnabel haben.
Wie man sieht, hat mein Nestbauer einen gelben Schnabel.
Es bleibt also die Frage, ob hier ein Männchen ein Nest baut oder ob es sich um ein Weibchen mit gelbem Schnabel handelt.
Eiablage
Montag früh wird das Nest noch ausgebaut - dann ist die Amsel für einige Zeit weg.Mache mir schon "Sorgen" - etwa die Elster ?
Sperlinge inspizieren das verwaiste Nest, scheinbar interessiert.
Zwei Tage später ist sie wieder da und bleibt auf dem Nest sitzen.
Da sie ab und zu das Nest verlässt, kann ich es inspizieren ohne zu stören.
Das erste Ei ist da.
Legt hier ein Ei ab und ist stundenlang verschwunden -
ich muss mich doch sehr wundern..
Ich stehe gerade am Fnster, als sie mit "full speed" herangebraust kommt,
dennoch aber punktgenau auf dem Geländer landet. Fand ich amüsant.
Sofort danach hockt sie wieder auf den Eiern.
Sind Elstern in der Nähe, werden sie genau beobachtet.
Freitag. Es hat etwas geregnet. Regentropfen auf dem Federkleid sind gut zu sehen.
Ab un zu biete ich einen kleinen Snack an. Apfel, Pfirsichkuchen und Weißbrot werden akzeptiert - nur das Vogelfutter, das ich schon im Winter nicht los geworden bin,
geht gar nicht.
Als ich etwas Kiwi und Kohlrabi neben das leere Nest lege, wird es nach ihrer Rückkehr sofort weggebracht. Ich staune.
Langsam wird mir dieser Vogel unheimlich.
Ich werfe einen Blick in das Nest, um zu sehen, wieviel Eier drin sind.
Auf einem Ast auf der Linde sitzt eine Amsel und blickt herüber. Könnte Birdy sein.
Als ich wieder reingehe, fliegt sie los und landet sofort auf dem Nest.
Wer beobachtet hier eigentlich wen ?
Zum ersten Mal sehe ich das Männchen. Es ist deutlich zu unterscheiden,
denn sein Federkleid ist komplett schwarz.
Er füttert sie ! - hat irgendetwas im Schnabel, das er ihr übergibt.
Rückt er der jungen Mutter nicht etwas zu nahe ?
Bis Samstag wurde jeden Tag ein Ei gelegt.
Sonntag, 17.4.16 Katastrophe !
Morgens sind nur noch zwei Eier und etwas Schale im Nest.
Was ist passiert in der Zeit zwischen Samstag 19 Uhr und Sonntagmorgen 8 Uhr ?
Birdy brütet weiter..
9 Uhr 45
Das Nest ist leer - Birdy brütet hier nicht mehr..
Ich habe die Tauben im Verdacht, denn sie waren die einzigen anderen Tiere,
die in den letzten Tagen zu sehen waren. Aber sie gelten wohl nicht als Nesträuber.
Schon traurig, denn ich hatte mich darauf gefreut, die Aufzucht der Jungvögel beobachten zu können.
Gestorben noch vor Beginn des Lebens.
Trotz dieses Fehlschlags denke ich, dass Vögel immer noch unterschätzt werden.
Im vergangenen Jahr ist mir eine Amsel aufgefallen, die offensichtlich daran Spaß hatte, einen Eichelhäher zu ärgern:
Sie rückte langsam aber sicher immer näher an ihn heran. Wenn eine gewisse Mindestdistanz unterschritten wurde, stürzte sich der wenigstens dreimal so große Eichelhäher auf sie. Doch sie war viel schneller.
Kurz darauf begann das Spiel von vorne.. Er ließ sogar eine der geliebten Erdnüsse fallen, um sie zu erwischen - doch er hatte keine Chance..
17.4.16